Interview 

«Trotz starkem Gegenwind haben wir viel bewegt.»

Finanzchef Alex Glanzmann beantwortet Fragen zum Ergebnis 2023, zu den Herausforderungen und zur Rolle von Effizienz- und Preismassnahmen bei der Strategieumsetzung. Er erklärt, wie die Post investiert und weshalb die Kundinnen und Kunden der Post künftig zwei Briefkästen haben werden.

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Im Gespräch mit Alex Glanzmann

Leiter Finanzen, Mitglied der Konzernleitung

Alex Glanzmann, wie ordnen Sie das Ergebnis 2023 ein?

Weniger Briefe, weniger Pakete und die Folgen der Teuerung waren im vergangenen Jahr die wichtigsten Einflussfaktoren. Mit einem Betriebsergebnis von 323 Millionen Franken und einem Gewinn von 254 Millionen liegen die finanziellen Ergebnisse 2023 im Bereich unserer Erwartungen. Der Betriebsertrag stieg vor allem durch zinsbedingt höhere Erträge bei PostFinance um 420 Millionen Franken auf 7279 Millionen Franken. Die zusätzlichen Erträge aus strategischen Zukäufen kompensierten die rückläufigen Erträge infolge tieferer Mengen im Kerngeschäft nur teilweise. Die Eigenkapitaldecke der Post ist solide. Trotz starkem Gegenwind haben wir mit unserer Strategie viel bewegt und die Basis für die Zukunft gestärkt.

Haben Sie mit so vielen Herausforderungen gerechnet?

Ja, das zeichnete sich schon zum Jahresbeginn ab. Die anhaltend gedrückte Konsumentenstimmung hatte zur Folge, dass weniger Waren bestellt und dadurch 4,6 Prozent weniger Pakete verschickt wurden. Die Briefmengen sanken gleichzeitig um 5,6 Prozent. Dennoch trägt das Briefgeschäft weiter massgeblich zum Ergebnis bei. Beim Zahlungsverkehr am Schalter hat sich der Mengenrückgang mit –18,4 Prozent weiter verstärkt. Deshalb transformieren wir unser Geschäftsmodell und richten es konsequent auf die veränderten Kundenbedürfnisse aus.

Welche Rolle spielen Effizienz- und Preismassnahmen bei der Umsetzung der Strategie?

Mehr Effizienz und höhere Preise sind wichtige Hebel unserer Strategie. Wir setzen zuerst bei den eigenen Kosten an, zum Beispiel bei den Büroflächen, den IT-Systemen oder bei der Verwaltung des Konzerns. Im aktuell sehr herausfordernden Umfeld durften wir im Einverständnis mit dem Preisüberwacher verschiedene Brief- und Paketpreise anheben. Ich habe grosses Verständnis dafür, dass Preiserhöhungen für die Menschen und Unternehmen eine zusätzliche Belastung sind. Allerdings erwirtschaftet die Post rund 88 Prozent ihrer Einnahmen im freien Markt. Wir gehen den Weg der Effizienz- und Preismassnahmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und unseren Kundinnen und Kunden auch künftig den bestmöglichen Service bieten zu können.

Widerspiegelt das Ergebnis die Strategieumsetzung?

Wir sind etwas weniger schnell vorangekommen als geplant. Bremsend wirkten die Teuerung und die volatile, angespannte Wirtschaftslage. Zudem prüfen wir jede Akquisition sorgfältig: Es gibt nicht beliebig viele Unternehmen und potenzielle Partner, die zur Post und ihrer Strategie passen. Im Bereich der digitalen Services für Behörden oder für das Gesundheitswesen ist das politische und regulatorische Umfeld zudem anspruchsvoll.

Behält die Post bei ihren Investitionen die Kundinnen und Kunden im Blick?

Wir tätigen jede einzelne Investition mit Blick auf die Kundenbedürfnisse. 2023 waren es 605 Millionen Franken, die der Bevölkerung und der Wirtschaft der Schweiz zugutekommen. Mit rund vier Fünfteln der Investitionen haben wir unsere eigene Infrastruktur erneuert und erweitert – unter anderem haben wir unsere Fahrzeugflotte elektrifiziert. Rund einen Fünftel haben wir in die digitalen Angebote investiert.

Wie sehen Sie die Zukunft der Post?

Wir bauen unsere Leistungen aus, wo die Bedürfnisse der Menschen wachsen. Und wir verzichten auf Leistungen oder passen sie an, wo der Bedarf schwindet oder sich ändert. Die gelben Briefkästen bleiben, das kann ich versichern. Unsere Kundinnen und Kunden werden künftig sogar zwei Briefkästen haben – einen vor ihrer Haustüre und einen auf ihrem Smartphone in der Tasche. Wir sind dabei, das physische und digitale Kerngeschäft von morgen aufzubauen, und zwar bis 2030 und darüber hinaus. Den eingeschlagenen Weg gehen wir konsequent weiter. Denn die Post kann langfristig nur erfolgreich sein, wenn sie sich bewegt und sich weiterentwickelt.