«Die Heraus­forderungen? Weniger Briefe, tiefe Zinsen.»

Das Konzernergebnis der Post entspricht den Erwartungen in einem herausfordernden Markt. Dank dem grossen Einsatz der Geschäftsbereiche und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sinkt das Ergebnis weniger stark, als sich die Rahmenbedingungen verschlechtern, sagt Finanzchef Alex Glanzmann.

PortraitAlex Glanzmann Leiter Finanzen, Mitglied der Konzernleitung

Das Ergebnis der Post ist erneut tiefer ausgefallen als im Vorjahr. Wie gehen Sie als Finanzchef damit um?

Die Post verfügt über eine stabile finanzielle Grundlage sowie eine gesunde Eigenkapital- und Liquiditätssituation. Alle Investitionen sind zu 100 Prozent eigenfinanziert. Der Druck auf das Ergebnis und den Ertrag nimmt aber deutlich zu. Unsere Berechnungen zeigen, dass sich die finanzielle Situation der Post in den nächsten zehn Jahren weiter verschlechtert, sofern wir nicht in den nächsten zwei bis drei Jahren Gegensteuer geben.

Wird der Handlungsspielraum durch die rückläufige Entwicklung des Ergebnisses eingeschränkt?

Noch zeigt das Konzernergebnis, dass die einzelnen Geschäftsbereiche trotz der schwierigen Marktbedingungen sehr gut arbeiten, unternehmerisch handeln und sich den Herausforderungen stellen. Allerdings darf der Druck auf die Post nicht durch zusätzliche regulatorische Anforderungen erhöht werden. Die Post will auch in Zukunft alle Investitionen und insbesondere die Grundversorgung aus eigenen Mitteln finanzieren.

Sie sprechen die Herausforderungen an: Eine davon ist das Briefgeschäft. Schreiben die Schweizerinnen und Schweizer einfach zu wenig?

Der Mengenrückgang im Briefgeschäft ist seit Jahren Tatsache. Verursacht wird er vor allem durch die Digitalisierung der Geschäftsprozesse bei unseren Geschäftskunden, aber natürlich auch dadurch, dass unsere Privatkunden weniger Briefe verschicken. Dank Optimierungs- und Effizienzmassnahmen schafft es PostMail, den Betriebsaufwand zu optimieren und das Ergebnis stabil zu halten. Trotzdem, der Mengenrückgang im Briefgeschäft hat erhebliche Auswirkungen: Ein um ein Prozent kleineres Briefvolumen reduziert den EBIT um rund 9 Millionen Franken – und im letzten Jahr wurden 4,8 Prozent weniger Briefe verschickt.

Wir müssen bei unseren Investitionen klar fokussieren und Weichen stellen.

Immer mehr Waren werden online bestellt. Kann das Paketgeschäft die Umsatzrückgänge in anderen Segmenten kompensieren?

Die Bereiche PostLogistics oder Swiss Post Solutions sind zwar Wachstumsfelder, können die negativen Entwicklungen allerdings nicht kompensieren. Der Paketmarkt ist vollständig liberalisiert, der Preiskampf hart und die Margen klein. Zudem investiert die Post massiv in Prozesse und Infrastruktur, um die Verarbeitung auch mit höheren Mengen in der gewohnt hohen Qualität sicherzustellen.

Der Druck auf das Kerngeschäft von PostFinance ist ungebrochen hoch. Was bedeutet das für die Post als Konzern?

Trotz des tiefen Zinsertrags erwirtschaftet PostFinance ein stabiles Resultat. Eine Trendwende im Zinsgeschäft ist allerdings weder absehbar noch realistisch. Ausserdem erhöhen die Vorgaben zum Kapitalaufbau als systemrelevante Bank den Druck auf das Ergebnis.

Wie stellt sich die Post den von Ihnen beschriebenen Herausforderungen?

Das tun wir bereits, indem wir in allen Bereichen unsere Effizienz weiter steigern und klar entscheiden, wo der Konzern noch investieren soll und wo nicht. Die Post kann auf ihrer stabilen Substanz aufbauen, neue Geschäftsfelder entwickeln und die Grundversorgung modernisieren. Dazu nutzen wir die gesunde Eigenkapitalbasis und die gute Liquidität. Die Eckpfeiler für diese Weiterentwicklung der Post werden derzeit in der Strategie für die Jahre ab 2021 festgelegt.