Interview 

PostFinance begrüsst die Zinswende und zeigt stabiles Ergebnis

PostFinance CEO Hansruedi Köng sieht im normalisierten Zinsumfeld mittelfristig Potenzial für eine spürbar bessere Rentabilität. Die 2022 lancierte PostFinance Card mit ihren zusätzlichen Zahlungsmöglichkeiten deckt das Kundenbedürfnis und -verhalten noch besser ab. Und mit der fortschreitenden Digitalisierung sind Weiterentwicklungen wie die QR-Rechnung, aber auch eine vernünftige Umsetzung des Grundversorgungsauftrags ab 2030 nötig.

Hansruedi Köng, 2022 war für die Finanzbranche ein turbulentes Jahr. Wie hat sich PostFinance geschlagen?

Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Trotz schwierigen Marktbedingungen sind wir stabil auf Kurs geblieben. Dank normalisiertem Zinsumfeld konnten wir unsere Kundinnen und Kunden im Oktober von den ungeliebten Guthabengebühren, den sogenannten Negativzinsen, erlösen. Daneben haben wir unser Produktangebot kontinuierlich weiter optimiert und gezeigt, dass wir innovativ und mutig sind.

Seit September 2022 ist der Leitzins wieder positiv. Die Negativzinsphase ist Geschichte. Welche Bedeutung hatte dieser Schritt zur «Normalität» für PostFinance?

Mittelfristig ist die Rückkehr zu positiven Zinsen für PostFinance ein finanzieller Segen und wir begrüssen die Wende hin zu einem positiven Zinsumfeld sehr – auch im Interesse unserer Kundinnen und Kunden. Kurzfristig kompensieren die positiven Anlagerenditen die wegfallenden Erträge aus Negativzinsen im Interbankengeschäft noch nicht ganz. Die sukzessive Normalisierung der Zinsmarge, zusammen mit den ausgebauten Erlösen im zinsindifferenten Geschäft, bieten aber das Potenzial für eine spürbar bessere Rentabilität von PostFinance ab 2024.

PostFinance hat eine neue PostFinance Card kombiniert mit Debit Mastercard® lanciert. Was bringt das den Kundinnen und Kunden?

Seit Jahren treiben wir die Entwicklung bequemer und sicherer Lösungen zum bargeldlosen Zahlen voran. Mit der neuen PostFinance Card lässt sich neu praktisch überall im In- und Ausland zahlen. Die gelbe Karte ist auch für Onlinebestellungen bei in- und ausländischen E-Commerce-Anbietern von zu Hause aus und von unterwegs nutzbar. Wir reagieren damit auf das Kundenbedürfnis und das Verhalten, Bargeld zunehmend durch elektronische Zahlungsmittel zu ersetzen.

Seit Jahren treiben wir die Entwicklung bequemer und sicherer Lösungen zum bargeldlosen Zahlen voran.

Hansruedi Köng CEO PostFinance AG

Mit der QR-Rechnung ist ein weiterer Schritt in der Digitalisierung gemacht. Wie entwickelt sich die Zahl der Transaktionen am physischen Schalter?

Die Einführung der QR-Rechnung trägt einerseits der fortschreitenden Digitalisierung der Geschäftsprozesse unserer Firmenkunden Rechnung, andererseits werden damit die gesetzlichen Auflagen im Bereich der Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung umgesetzt. Das bedeutet, dass Kundinnen und Kunden, die Bargeld einzahlen, besser identifiziert werden können. Ausserdem können die gesetzlich vorgeschriebenen Abklärungen zur wirtschaftlichen Berechtigung einfacher getätigt werden. Dass diese technologische Weiterentwicklung den bereits seit Langem anhaltenden Trend rückläufiger Bareinzahlungen am Postschalter beschleunigen wird, war uns schon lange klar. Dieser Trend wird sich fortsetzen und damit werden auch die Herausforderung für die Finanzierung dieser teuren Infrastruktur eines physischen Schalters weiterwachsen.

Die Politik diskutiert über die Zukunft des Grundversorgungsauftrags der Post und den damit verbundenen Auftrag im Zahlungsverkehr. Welche Vision haben Sie für den Grundversorgungsauftrag ab 2030?

Welche Grundversorgung die Schweiz im Zahlungsverkehr künftig haben will, ist eine politische Frage. Der Bundesrat möchte bis im Sommer 2023 konkrete Vorschläge vorlegen. Post und PostFinance begrüssen dies und beteiligen sich gerne an den Arbeiten und liefern Grundlagen, damit die Politik entscheiden kann. Ich wünsche mir eine Lösung, die den Bedürfnissen von Gewerbe und Bevölkerung Rechnung trägt und technisch und finanziell vernünftig umsetzbar ist.