mit Ulrich Hurni, Konzernleiter a. i.

Im Gespräch

Wir kennen die Märkte, in denen wir tätig sind, sehr gut.Viele Bereiche haben trotz des anspruchs­vollen Umfelds sehr gute Ergebnisse erzielt. Die Post wird den Grund­versorgungsauftrag auch weiterhin selbst finanzieren können. Für eine posi­tive Entwicklung sind Investitionen unabdingbar.

Das Konzernergebnis der Schweizerischen Post AG fällt 2018 tiefer aus als im Vorjahr. Dennoch ist das Ergebnis positiv zu bewerten, und die Post blickt zuversichtlich in die Zukunft. Der Konzernleiter Ulrich Hurni erläutert dies im Interview.

Wie lässt sich das Konzernergebnis 2018 zusammenfassen?

Übergeordnet lässt sich feststellen, dass das Konzernergebnis 2018 deutlich tiefer liegt als noch im Vorjahr. Die Hauptgründe dafür sind die schwindenden Erträge bei PostFinance und die Rückzahlungen bei PostAuto. Von diesen beiden Geschäftsbereichen abgesehen, schliessen alle anderen Bereiche besser ab als im Vorjahr.

War das Ergebnis so zu erwarten?

Wir kennen die Märkte, in denen wir tätig sind, sehr gut. Entsprechend ist die Abwärtstendenz für uns natürlich auch keine Überraschung. Die Einflussfaktoren wie sinkende Mengen bei den Briefen, der für alle Bereiche spürbare Preisdruck und der für das Ergebnis bei PostFinance extrem schwierige Faktor der anhaltend tiefen Zinsen akzentuieren sich. Die Herausforderungen bleiben also auch für das kommende Geschäftsjahr die gleichen.

Welche Geschäftsbereiche haben sich 2018 besonders positiv entwickelt, und was sind die Gründe dafür?

Viele Bereiche haben trotz des anspruchs­vollen Umfelds sehr gute Ergebnisse erzielt. Der Paketmarkt boomt. PostLogistics erzielt entsprechend gute Ergebnisse. Mit Swiss Post Solutions (SPS) sind wir auch im internationalen Geschäft auf Kurs. Bei PostNetz sehen wir positive Ergebnisse durch den eingeschlagenen Weg. Und auch bei PostMail stieg das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr.

Bei PostMail fällt auf, dass die Mengen rückläufig sind, aber das Ergebnis sich verbessert. Wie erklärt sich das?

Die Mengen an Briefsendungen gehen in der Schweiz weniger drastisch zurück, als wir es in anderen europäischen Ländern beobachten. Dennoch haben wir unsere Prozesse konsequent den geringeren Mengen angepasst und waren so kosteneffizienter. Darüber hinaus profitieren wir weiter von der Gangfolgesortierung. Wir sortieren dabei einen beträchtlichen Teil der Sendungen automatisch bis auf die Reihenfolge der Hausbriefkästen und sparen so Zeit bei der Zustellung.

Welche Geschäftsbereiche haben sich 2018 negativ entwickelt, und was sind die Gründe dafür?

Durch die Vorkommnisse bei PostAuto haben wir uns verpflichtet, die über mehrere Jahre unrechtmässig erhaltenen Gelder in voller Höhe noch in diesem Jahr zurückzuzahlen. Das hat entsprechend Auswirkungen auf das Jahres­ergebnis. Bei PostFinance gab es ebenfalls einen starken Ergebnisrückgang. Dieser war allerdings aufgrund der Zinssituation vorhersehbar.

Aber auch wenn das Konzernergebnis tiefer ist als im letzten Jahr, lässt es sich positiv bewerten. Mit der funktionalen Führung konnten die Kosten auch im Overhead deutlich gesenkt werden. Wir kennen die Gründe für das Ergebnis und wissen auch, dass wir durch das hohe Engagement unserer Mitarbeitenden in vielen Bereichen sehr gute Ergebnisse haben. Dafür möchte ich mich besonders bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken.

Welche Auswirkungen hat das Ergebnis von PostFinance auf den Konzern? Hat die Post ohne hohe Erlöse bei PostFinance noch genug Geld für eine eigenfinanzierte Grundversorgung?

Die Schweizerische Post wird den Grundversorgungsauftrag auch weiterhin selbst finanzieren können. Allerdings wird die Ausschüttung einer Dividende von der Post an den Bund als Eigner in der bisherigen Form wohl nicht mehr möglich sein. Seitens PostFinance kann der Konzern in nächster Zeit nicht mit der Ausschüttung einer Dividende rechnen. Die Gründe dafür liegen nicht nur im tiefen Ergebnis, sondern auch in der Tatsache, dass PostFinance aufgrund ihrer Systemrelevanz zusätzliches Eigenkapital aufbauen muss.

Würde eine Aufhebung des Kredit- und Hypothekarverbots reichen, um das Geschäftsmodell von PostFinance nachhaltig sicherzustellen?

Natürlich begrüssen wir den Richtungsentscheid des Bundesrats, das Kredit- und Hypo­thekarverbot aufheben zu wollen. Damit könnten wir entsprechend unsere Aktivitäten im Finanzmarkt ausweiten. Dies ist für die Zukunft von PostFinance und der Post wichtig. Aber es gilt realistisch zu bleiben. Bis zu einer allfälligen Umsetzung der Aufhebung ist der Weg noch weit.

Die Post hat 2016 die Ziele und Strategie für die Periode 2017–2020 festgelegt. Mussten jetzt, in der Hälfte der Strategie­­periode, Änderungen angebracht werden?

Wir kennen die Märkte und ihre Entwicklungen. Dies war bereits 2016 so, als die Ziele und die Strategie für die Periode 2017–2020 erstellt wurden. Entsprechend gilt die aktuelle Strategie auch weiterhin. Aber die Strategie wird jährlich von den jeweiligen Bereichen, von der Konzernleitung und vom Verwaltungsrat überprüft. Und natürlich werden dort, wo es notwendig ist, auch Anpassungen vorgenommen. So haben z. B. die Konzernleitung und der Verwaltungsrat im September 2017 entschieden, die abonnierten Tageszeitungen in Gebieten ohne Frühzustellung bis am Mittag zuzustellen. Die Strategie bildet für uns den Rahmen. Doch manchmal sind Justierungen notwendig, die dann natürlich auch vorgenommen werden.

Wir können sagen, dass die Post gut unterwegs ist, denn sie begegnet den Herausforderungen mit konsequenter Optimierung, Anpassungen im Kerngeschäft und dem Erschliessen neuer Wachstumsfelder.

Was sind die Faktoren, um die Post langfristig erfolgreich in die Zukunft zu führen?

Mengenrückgang, Preisdruck und tiefe Zinsen werden auch weiterhin Herausforderungen für uns sein. Für PostFinance wird daher die Aufhebung des Hypothekar- und Kreditverbots von grösster Wichtigkeit sein. Aber auch bei PostMail gibt es Bedarf. Nachdem die Preise für Briefe letztmals im Jahr 2004 angepasst wurden, ist eine Erhöhung in den kommenden Jahren unabdingbar. Die Diskussion muss nun im Rahmen des Gesamtbildes weitergeführt werden. Dazu gehört auch der offene Dialog mit der Politik und dem Eigner über die Rahmenbedingungen. So kann die Post in Zukunft weiterhin für alle da sein und ihre Leistungen für die Kunden in gewohnt hoher Qualität erbringen. Eine eigenfinanzierte Grundversorgung in hoher Qualität muss für alle von Interesse sein.

Wie und wo werden Investitionen nötig sein, und wie finanziert die Post diese?

Für eine positive Entwicklung sind Investitionen notwendig. Wir gehen davon aus, dass die Paketmengen weiter steigen werden. Das bedeutet, dass wir weitere Subzentren bauen müssen. In absehbarer Zeit sind auch die Anlagen in den bestehenden Paketzentren zu ersetzen. PostFinance wird weiter am Digital Powerhouse bauen und entsprechend in neue elektronische Dienstleistungen investieren. Darüber hinaus muss die Post wachsen und deshalb auch grössere Akquisitionen tätigen. Wichtig ist, dass wir diese Investitionen aus eigener Kraft finanzieren können – und das können wir.

In welchen Märkten wären denn Akquisitionen besonders naheliegend?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass von uns nur Akquisitionen in Betracht gezogen werden, die einen strategischen Mehrwert für die Post bringen. Sei es durch eine substanzielle Stärkung unseres Kerngeschäfts oder Know-how-Transfer durch spezialisierte und innovative Unternehmen. Es dreht sich für uns bei Akquisitionen um die Stärkung und Weiterentwicklung unseres Kerngeschäfts, also Finanz­dienstleistungen, Logistik und den Kommunikationsmarkt. Wir bleiben entsprechend in diesen Märkten aktiv, in denen wir uns auskennen.

Lassen sich schon jetzt Prognosen für das Geschäftsjahr 2019 machen?

Wir sind gut aufgestellt. Wir kennen die Märkte, in denen wir tätig sind, bestens und sind mit unserer Strategie für die Periode 2017–2020 auf Kurs. Trotzdem wird der Druck auf das Konzernergebnis weiter steigen, und wir müssen unsere Strategie konsequent weiterverfolgen.