Interview mit Alex Glanzmann, Leiter Finanzen
«Der Weg ist anspruchsvoll, aber unsere Anstrengungen zeigen Wirkung.»
Alex Glanzmann, Leiter Finanzen, ordnet das Jahresergebnis 2024 ein und blickt auf eine bewegte Strategieperiode zurück: Vier Jahre konsequenter Wandel entlang der Kundenbedürfnisse haben es der Post ermöglicht, das Ergebnis nun zu stabilisieren. Dank Investitionen in die Kernmärkte und in neue Kompetenzen ist die Post fit für die Zukunft. Die Herausforderungen bleiben aber bestehen.
Alex Glanzmann, wie ordnen Sie das Jahresergebnis 2024 ein?
Wir haben in Anbetracht der schwierigen Rahmenbedingungen ein gutes Ergebnis erzielt und konnten nach einem herausfordernden Jahr 2024 das finanzielle Ergebnis der Post wieder stabilisieren. Wir haben einen Konzerngewinn von 324 Millionen Franken erwirtschaftet. Das sind 70 Millionen Franken mehr als 2023. Das auf 401 Millionen Franken gestiegene Betriebsergebnis haben wir durch die Preis- und Effizienzmassnahmen erreicht.

Wir wollen für die Schweiz relevant bleiben und den Grundversorgungsauftrag aus eigener Kraft erfüllen.
2024 war das letzte Jahr der vierjährigen Strategieperiode «Post von morgen». Wirkt die Strategie?
Ja, die Massnahmen, die wir mit der Strategie umgesetzt haben, wirken. Als wir sie 2019 entwickelten, war das System Post stark unter Druck. Die Briefmengen und das Schaltergeschäft, die beide bis dahin wesentlich zum Ergebnis beigetragen hatten, waren massiv rückläufig, das Zinsumfeld schwierig. Diese Trends halten bis heute an. Hätten wir nichts verändert, wäre unser Ergebnis immer weiter zurückgegangen. Mit der Strategie «Post von morgen» haben wir die Post grundlegend neu ausrichten können, mit dem Ziel, auch in Zukunft unseren Grundversorgungsauftrag aus eigener Kraft zu finanzieren.
Was sind die Haupttreiber des besseren Ergebnisses?
Für 2024 ist der Haupttreiber vor allem der Bereich Logistik-Services. Durch noch effizientere Prozesse und die umgesetzten Preismassnahmen konnten wir hier die weiter sinkende Nachfrage im Brief- und Paketgeschäft mehr als kompensieren.
Aber wie gesagt: Um weiterhin relevant zu bleiben, müssen wir uns gesamtheitlich transformieren. Wir haben in den letzten vier Jahren stark in unser Kerngeschäft investiert, um uns den sich wandelnden Kundenbedürfnissen anzupassen. So haben wir beispielsweise in der Logistik die Lager- und Verarbeitungskapazitäten erhöht und unsere Fahrzeugflotte weiter elektrifiziert. Durch den gezielten Zukauf von Unternehmen in der Gesundheits- und Baulogistik haben wir wichtige Kompetenzen hinzugewonnen. Auch in der digitalen Kommunikation haben wir neue Infrastrukturen und Kompetenzen aufgebaut. Wir haben unser Filialnetz weiterentwickelt und unsere Standorte für Dienstleistungsunternehmen und Behörden geöffnet. Gleichzeitig arbeiteten wir im ganzen Konzern intensiv an unseren internen Strukturen und Prozessen.
Wir müssen unsere Angebote und Dienstleistungen konsequent an den Kundenbedürfnissen ausrichten.
Das Marktumfeld bleibt anspruchsvoll. Wie beurteilen Sie das Ergebnis in diesem Kontext?
In den letzten Jahren hat sich unsere Gesellschaft tiefgreifend verändert. Die Digitalisierung, die dynamischen Kundenbedürfnisse, aber auch die geopolitische Lage haben direkte Auswirkungen auf unser Geschäft. Der Mengenrückgang bei Briefen und im Zahlungsverkehr ist nicht mehr umkehrbar.Im Jahr 2024 verarbeiteten wir 5,5 Prozent weniger Briefe, und die AnzahlZahlungen am Schalter sank um 10,7 Prozent. Nach zwei Jahren mit rückläufigen Paketmengen konnten wir 2024 in der Vorweihnachtszeit zwar wieder mehr Pakete verarbeiten, übers ganze Jahr betrachtet gingen aber auch hier die Mengen weiter zurück. Sinkende Zinserträge und steigender Margendruck belasten zudem das Ergebnis bei PostFinance. Der strukturelle Mengenrückgang und das volatile Zinsumfeld bleiben weiterhin eine Herausforderung für die Post.
Ist die Post bereit für die neue Strategieperiode?
Ja, die Post ist gut aufgestellt. Unsere Logistik ist heute effizient, und wir bieten vertrauensbasierte digitale Dienstleistungen an. Wir bleiben aber nicht stehen. Mit Blick auf das anspruchsvolle Umfeld wird es umso wichtiger sein, dass wir uns stetig weiterentwickeln und uns an das veränderte Umfeld anpassen. Wir müssen unsere Angebote und Dienstleistungen konsequent an den Kundenbedürfnissen ausrichten und dabei unsere Kosten fest im Blick behalten. Nur so bleiben wir relevant für die Schweiz, und nur so können wir den Service public eigenfinanziert erbringen.