Interview mit Nicole Burth, Leiterin Digital Services 

«Der Aufbau des Konzernbereichs ist geglückt.»

Nicole Burth, seit der Lancierung des Geschäftsbereichs Digital Services im Jahr 2021 ist nun die erste Strategieperiode abgeschlossen. Welche Bilanz ziehen Sie?

Eine sehr positive – der Aufbau dieses Konzernbereichs von Grund auf – damals noch unter dem Namen Kommunikations-Services – ist geglückt. Heute können wir mit zwölf erfolgreich abgeschlossenen Akquisitionen und einem Wachstum von 100 auf über 1500 Mitarbeitende eine eindrückliche Bilanz ziehen. Ein Highlight war die Übernahme der Open Systems AG, dem bislang grössten Zukauf von Digital Services. Zudem haben wir unser Portfolio an innovativen B2B4C-Dienstleistungen stark ausgebaut und agieren heute in drei Feldern – Kommunikationsplattformen, anschlussfähige Software für Gemeinden und KMUs sowie Cybersecurity Services – als eine bedeutende Anbieterin digitaler Lösungen im Schweizer Markt und im Ausland. In den letzten vier Jahren haben wir Hunderte von Kundinnen und Kunden gewonnen. Auf diese Erfolge bin ich stolz. Das Umsatzziel haben wir erreicht, profitabel sind wir noch nicht.

Nicole Burth, Leiterin Digital Services

Die Schweiz braucht vertrauens­würdige Akteure für sichere digitale Interaktionen.

Nicole BurthLeiterin Digital Services

Sie setzen auf Wachstum durch Zukäufe, was zum Teil kritisch gesehen wird. Was spricht für diesen Ansatz?

Es ist unsere Verantwortung, die Post innerhalb der geltenden Rahmenbedingungen wirtschaftlich erfolgreich zu führen und dabei die Strategie umzusetzen – und zwar ohne Steuergelder. Der Rückgang des Schalter- und Briefgeschäfts und das veränderte Kundenverhalten verlangen nach digitalen Alternativen. Die Schweiz braucht vertrauenswürdige Akteure für sichere digitale Interaktionen. Der Aufbau dieser Kompetenzen ist nicht nur mit organischem Wachstum möglich, sondern benötigt auch Zukäufe. Den Bereich Digitaler Service public – also Kommunikationsplattformen wie E-Voting oder ePost und das elektronische Patientendossier – haben wir intern aufgebaut.

Die meisten Schweizerinnen und Schweizer denken bei der Post an Briefe und Pakete. Was bedeutet die Arbeit von Digital Services konkret für die Menschen?

Unsere digitalen Lösungen greifen direkt in viele Lebensbereiche ein: Gesundheitsdaten verwalten, elektronisch abstimmen oder Briefe digital empfangen – all das erleichtert den Alltag. Gemeinsam mit der Verwaltung und dem Gesundheitssektor schaffen wir sichere digitale Lösungen, die den Service public ergänzen. Einwohnerinnen und Einwohner profitieren zudem indirekt von E-Government-Angeboten: Wenn Gemeinden auf digitale Prozesse setzen, wird die Verwaltung effizienter und bürgernäher.

Digitale Dienstleistungen werden weiter an Bedeutung gewinnen. Ein Revival des klassischen Schalters oder des physischen Briefes wird es nicht geben. Unser Ziel ist es, mit einem breiten Portfolio verlässliche digitale Alternativen anzubieten und den steigenden Bedarf an sicherem digitalem Informationsaustausch abzudecken: heute und in Zukunft. Mein Ziel ist nicht, dass die Menschen Digital Services als Konzernbereich der Post kennen, sondern unsere digitalen Lösungen in ihrem Alltag nutzen. Das gilt auch für die Geschäftskunden. Hier hilft uns die Namensänderung sicher, Verwechslungen mit der Kommunikationsabteilung der Post zu vermeiden.