Interview mit Valérie Schelker, Leiterin Personal
«Wir müssen heute schon an morgen denken.»
Wie reagiert die Post als Arbeitgeberin auf den Wandel der Arbeitswelt? Sie begleitet ihre Mitarbeitenden durch den Transformationsprozess, minimiert Unsicherheiten und nutzt die Chancen neuer Technologien. Den Herausforderungen im Recruiting begegnet sie mit innovativen Strategien und einer starken Arbeitgebermarke.
Valérie Schelker, die einen sehen in der Digitalisierung Chancen, andere fühlen sich verunsichert. Ist die Digitalisierung Fluch oder Segen?
Es gibt beide Perspektiven. Die Digitalisierung bringt komplexere Anforderungen, neue Tools und Arbeitsweisen mit sich. Dieser rasante, tiefgreifende Wandel der Arbeitswelt führt bei manchen Mitarbeitenden zu Verunsicherung. Hier ist es wichtig, sie zu begleiten und zu befähigen, damit kein Gefühl der Überforderung entsteht. Wer sich unterstützt fühlt, ist offener und zuversichtlicher für die Chancen der Digitalisierung und setzt Neues gerne um. Schulungen und Beratungsangebote sind Teil unserer Aufgabe als Arbeitgeberin, aber auch die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden ist gefragt. Oder kurz gesagt: Wir alle müssen heute schon an morgen denken.

Wer sich unterstützt fühlt, ist offener für die Chancen der Digitalisierung.
Büroarbeitsplätze und Homeoffice: Hier gehen die Erwartungen von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden zum Teil auseinander. Wie geht die Post damit um?
Für unsere Mitarbeitenden in den Sortierzentren, der Zustellung oder den Filialen stellt sich die Frage nach dem Arbeitsort nicht. Für Büromitarbeitende aber sind flexible Arbeitsmodelle ein wichtiger Faktor. Deshalb konzentrieren wir unsere Büroflächen bis 2030 an rund zwölf zentral gelegenen Standorten in der Schweiz. Diese modernen Bürohubs sind bereichsübergreifend nutzbar. Wir sind überzeugt, dass persönliche Begegnungen und die Zusammenarbeit im Büro essenziell sind: für die Vernetzung untereinander, für die Einarbeitung und Eingliederung neuer Mitarbeitender und auch für die Innovationskraft. Die allgemein geschätzte Möglichkeit für Homeoffice kann – je nach Aufgabe und Rolle – die Arbeit in den Bürohubs ergänzen.
Welche Strategien verfolgt die Post, um auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein? Und welche Stellenprofile sind besonders schwer zu besetzen?
Vor allem Nischenprofile und Senior-Stellen in IT, Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit sind schwer zu besetzen. Auch in der Zustellung oder beim Fahrpersonal gibt es regional Engpässe. Um dem entgegenzuwirken und um uns von Mitbewerbern abzuheben, setzen wir auf eine innovative Rekrutierung, die den Bewerbungsprozess für beide Seiten vereinfacht. Dazu gehören Bewerbungen per WhatsApp oder ein automatisiertes System zur Vorauswahl von Lebensläufen. Zudem testen wir die potenzialorientierte Rekrutierung, bei der persönliche Entwicklungsmöglichkeiten im Vordergrund stehen. Darüber hinaus suchen wir selbst aktiv nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten.
Und natürlich ist die Berufsbildung für uns wichtig: Von unseren jährlich rund 1900 Lernenden bleiben nach dem Lehrabschluss erfreulicherweise über 60 Prozent bei der Post, was uns jährlich 400 Fachkräfte sichert.
Wie gelingt es der Post, Mitarbeitende langfristig zu halten?
Um als Arbeitgeberin attraktiv zu bleiben, setzt die Post auf gute Anstellungsbedingungen, Entwicklungsperspektiven und eine starke Unternehmenskultur. Nachhaltigkeit ist ein weiterer wichtiger Faktor. All diese Parameter prüfen und justieren wir regelmässig, auch im Austausch mit unseren Sozialpartnern. Unsere Kernmerkmale als Arbeitgeberin kommunizieren wir unter einem glaubwürdigen Employer Brand aktiv nach innen und nach aussen.