Interview mit Christian Plüss, Delegierter der Konzernleitung für Nachhaltigkeit
«Die Post ist punkto Nachhaltigkeit sehr gut unterwegs.»
Die Kundinnen und Kunden verlangen von der Post nachhaltige Dienstleistungen. Wie die Post diesem Bedürfnis nachkommt und warum sie auf sieben Ambitionen und vier Dimensionen setzt, erklärt Christian Plüss, Delegierter der Konzernleitung für Nachhaltigkeit.
2023 hat die Post zum ersten Mal einen nichtfinanziellen Bericht veröffentlicht. 2024 hat sie diesen zu einem Nachhaltigkeitsbericht weiterentwickelt. Warum?
Christian Plüss: Mit dem nichtfinanziellen Bericht hat die Post 2023 einen ersten Schritt gemacht, um ihr Wirken entlang der wesentlichen Nachhaltigkeitshemen aufzuzeigen. 2024 folgte mit der Ergänzung der finanziellen Aspekte der nächste Schritt. Die Weiterentwicklung zu einer ganzheitlichen Sicht geht Hand in Hand mit der Strategie der Post. Während Nachhaltigkeit in der ersten Periode der Strategie «Post von morgen» eine von vier Stossrichtungen war, ist sie nun integraler Bestandteil der Konzernstrategie. Die Post verfolgt sieben Ambitionen in den vier Dimensionen Wirtschaft, Mitarbeitende, Umwelt und Gesellschaft und verbindet damit ihre finanziellen und nichtfinanziellen Leistungen. So will sie ihr nachhaltiges Bestehen sicherstellen. Der Bericht spiegelt das Nachhaltigkeitsverständnis der Post wider.

Nachhaltigkeit ist integrierter Bestandteil der Konzernstrategie.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Nachhaltigkeit bei der Post in der vergangenen Strategieperiode?
In den Jahren 2021 bis 2024 standen insbesondere Klima und Energie im Fokus. Die Post hat sich bewusst langfristige Ziele gesetzt, die bis 2030 beziehungsweise 2040 reichen.
Das vergangene Jahr zeigte: Die Post ist punkto Klima sehr gut unterwegs. Sie investiert in nachhaltige Gebäude, wie beispielsweise das Logistikzentrum Villmergen zeigt, und stellt Briefe und Pakete in den Städten Zürich, Bern, Genf, Basel, Winterthur und Thun nur mit Elektrofahrzeugen zu. In der Güterlogistik hat sie die Weichen gestellt, um bis 2030 20 Prozent der mit eigenen Fahrzeugen zurückgelegten Kilometer mit alternativen Antrieben zu fahren. PostAuto hat im Bereich der Elektromobilität wichtige Vorarbeiten geleistet – erste Linien sind bereits elektrifiziert. Die Post hat das Ziel für PostAuto beschleunigt: Bereits bis 2035 soll die ganze Flotte auf fossilfreie Antriebe umgestellt sein.
Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es eine umfangreiche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Die Post baut diese gemeinsam mit einem externen Partner auf. Warum betreibt sie diesen Aufwand?
Elektromobilität ist auf dem Vormarsch – bei der Post und in der Schweiz generell. Der Bedarf an Ladestrom und Ladepunkten steigt enorm. Um unseren eigenen Bedarf decken zu können und in der Schweiz die Ladeinfrastruktur zu verbessern, plant die Post unter anderem, zusammen mit der fenaco Genossenschaft ein schweizweites Schnellladenetz für Elektrofahrzeuge aufzubauen. In der neu gegründeten Business Unit E-Mobility Charging Solutions bündelt die Post dazu gezielt ihre Kräfte.
Das Engagement für die Umwelt ist der Post wichtig. Wie sieht ihr Engagement für die Gesellschaft aus?
Die Post schafft mit ihrem Service public einen einzigartigen Mehrwert für die Bevölkerung und die Unternehmen in der Schweiz. Mit 5003 Zugangspunkten – Filialen, Filialen mit Partnern, Hausservice, MyPost-Service bei Detailhändlern, Tankstellen, Bahnhöfen und Kiosken, My Post 24-Automaten und Postfachanlagen – stellt sie ein dichtes Netz an Zugangspunkten zur Verfügung. Doch wir engagieren uns weit über den Service public hinaus.
Die Post schafft mit ihrem Service public einen einzigartigen Mehrwert für die Schweiz.
Zum Beispiel?
Die Post entwickelt innovative digitale Dienstleistungen, um ihren Kundinnen und Kunden den Alltag zu erleichtern. Dazu investiert sie in digitale Dienstleistungen wie E-Voting oder das elektronische Patientendossier. Mit der ePost-App, dem digitalen Briefkasten der Post, lassen sich administrative Arbeiten effizient erledigen. Um sich weiterzuentwickeln, arbeitet die Post mit Start-ups und Hochschulen zusammen und sucht gemeinsam mit ihnen nach innovativen Lösungen, die mit den Kernmärkten der Post in Verbindung stehen. Auch in den Bereichen Cybersecurity und Digitalethik nimmt die Post eine Vorreiterrolle ein.
Die Leistungen der Post sind nur dank dem Engagement ihrer Mitarbeitenden möglich. Wie engagiert sich die Post für sie?
Die Post bietet ihren Mitarbeitenden ein wertschätzendes Arbeitsumfeld sowie moderne und faire Anstellungsbedingungen. So unterstützt sie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für alle Mitarbeitenden, zum Beispiel mit der Möglichkeit, Teilzeit oder im Jobsharing zu arbeiten. 2024 gab es 106 Führungsduos, die sich die Führungsverantwortung teilen. Die Anzahl erhöhte sich in den letzten Jahren stetig. Die Post bietet auch allen Mitarbeitenden Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Digitalisierung erfordert eine ständige Anpassung und Weiterentwicklung der Kompetenzen. 2024 wurden insgesamt 9,3 Millionen Franken für Weiterbildungen ausgegeben, die Post hat sich mit 7,5 Millionen Franken daran beteiligt.
Die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden bleibt ein zentrales Thema. Die Post bietet niederschwellige Anlaufstellen, darunter eine rund um die Uhr verfügbare Onlineplattform mit Gesundheitsinformationen und anonymer Chatberatung. Zudem unterstützt sie die Mitarbeitenden bei der beruflichen Reintegration.
Welche Rolle spielen die wirtschaftlichen Aspekte der Nachhaltigkeit in der Strategie der Post?
Die Strategie «Post von morgen» ist darauf ausgerichtet, dass sich die Post langfristig aus eigener Kraft finanzieren kann. Die neuen Angebote orientieren sich konsequent an den Bedürfnissen ihrer Kundinnen und Kunden. Gleichzeitig optimiert die Post ihre Kosten und gestaltet ihre Preise zukunftsfähig. Nur so kann sie langfristig relevant bleiben, und nur so kann sie die Grundversorgung und den Service public in hoher Qualität erbringen und aus eigener Kraft finanzieren. Übrigens: Trotz der finanziellen Belastung durch die Grundversorgung hat die Post in den letzten zehn Jahren 1,25 Milliarden Franken Dividenden an den Bund ausgeschüttet.