Interview mit Wolfgang Eger, Leiter Informatik/Technologie
«Für eine moderne Post ist der Einsatz von KI unverzichtbar.»
Ob in der Logistik, im Banking oder beim Transport digitaler Daten: Die Informatik ist das Rückgrat der Geschäftstätigkeit der Post. Für die Post von morgen ist es zentral, bei künstlicher Intelligenz, Cybersecurity und neuen digitalen Kundenschnittstellen vorauszudenken und die Mitarbeitenden zu befähigen, verantwortungsvoll und bewusst mit diesen Lösungen umzugehen.
Wolfgang Eger, wo setzt die Post künstliche Intelligenz ein?
In den letzten drei Jahren haben wir etwa 150 Mitarbeitende eingestellt, um das Potenzial der künstlichen Intelligenz, kurz KI, voll auszuschöpfen. Dabei geht es um Automatisierungslösungen, die digitale Arbeitswelt und den verantwortungsvollen Umgang mit unseren Daten. Wir haben in allen Unternehmensbereichen Initiativen und bis heute rund 20 KI-Projekte umgesetzt: Unter anderem in der Zollabwicklung, bei Mengenprognosen in der Zustellung oder mit einem eigenen Large Language Model, das textbasierte Inhalte für unsere interne maschinelle Übersetzungslösung oder unseren Chatbot im Contact Center generieret. Auch in der Kundeninteraktion setzen wir KI für Kontaktberichte und Sprachausgabesysteme zur Unterstützung unserer Mitarbeitenden und Kunden ein, verbunden mit Ausbildungsprogrammen wie Digital Champions. Für eine moderne Post ist der Einsatz von KI unverzichtbar. Als eine der ersten Firmen haben wir Microsoft Copilot zur Unterstützung von Arbeitsprozessen eingesetzt. Für ihre Leistungen im Bereich KI wurde die Post 2024 mit dem Corporate AI Award ausgezeichnet.

Die Post wurde mit dem Corporate AI Award ausgezeichnet.
Welche Bedeutung hat Vertrauen in der digitalen Welt?
Gerade auch bei der Nutzung von KI ist Vertrauen wichtig. Deshalb setzen wir insbesondere auf Sicherheitsvorkehrungen, die sich den laufenden technologischen Entwicklungen anpassen und unsere Systeme und Daten bestmöglich schützen. Denn wir sind immer wieder Cyberangriffen ausgesetzt. Wir haben über 85 Sicherheitsexpertinnen und -experten, die sich für eine sichere Umgebung der Post einsetzen und monatlich bis zu 100 Angriffe erfolgreich abwehren. Diese Kompetenz, unsere Transparenz und der bewusste und ethische Umgang mit Daten sind entscheidend, um das Vertrauen in unsere digitalen Dienstleistungen zu erhalten. Dieses grosse Vertrauen hat leider auch eine Kehrseite, mit der wir uns auseinandersetzen müssen: Die Post ist in der Schweiz eine der am häufigsten missbrauchten Marken für Phishing-Angriffe, bei denen Betrüger versuchen, an persönliche Daten zu gelangen.
Wie schützt die Post ihre Anwendungen und Daten?
Als eine der ersten Firmen haben wir den grössten Teil unserer selbst entwickelten Anwendungen in unserem öffentlichen Bug-Bounty-Programm zugänglich gemacht, der Rest folgt nach und nach. So können Schwachstellen frühzeitig erkannt und behoben werden, damit die Sicherheit unserer Lösungen auch mit der laufenden technologischen Entwicklung Schritt hält. Dabei kommt intern ein grosses Netzwerk an sogenannten Security Champions zum Einsatz. Sie prüfen, ob eine Meldung in ihrem Bereich Auswirkungen hat, und beheben die Sicherheitslücken umgehend. Zudem schulen wir alle Mitarbeitenden regelmässig, damit sie Risiken erkennen und damit umgehen können.
Wie gewinnt die Post die benötigten Fachkräfte?
Um unser Know-how auszubauen, stärken wir unsere Standorte in der Schweiz laufend. Neben Bellinzona und Neuenburg haben wir 2024 in Lausanne einen neuen IT-Standort eröffnet, um eine Brücke zu IT-Talenten in der Westschweiz zu schlagen. Das stösst auf grosses Interesse. Fachkräfte, die wir hierzulande trotz aller Bemühungen nicht finden, rekrutieren wir über unseren Standort in Lissabon. Bisher konnten wir so über 90 IT-Fachleute für die Post gewinnen, darunter hochspezialisierte Fachkräfte in den Bereichen Datenanalyse, Cybersecurity und Softwareentwicklung.