Im Gespräch
mit derKonzernleitung
Ulrich Hurni, eine Kernaussage der Vision ist das Verbinden der physischen und der digitalen Welt. Was bedeutet dies für PostMail und das Briefgeschäft der Post?
Ulrich Hurni: Der physische Brief bleibt auch in Zukunft wichtig. Wir müssen jedoch den Wirkungsvorteil des Briefs noch stärker mit der Flexibilität und der Geschwindigkeit digitaler Kanäle verknüpfen. Sei es durch einen vereinfachten Zugang zu unseren klassischen Dienstleistungen im Internet, neue und überraschende Produkteigenschaften oder durch die Gestaltung von Lösungsbündeln, mit denen wir die verschiedenen Kommunikationsbedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden aus einer Hand abdecken können.
Haben Sie ein konkretes Beispiel dafür?
Ein Beispiel ist E-Post Office, der intelligente Briefkasten im Internet: Hier bieten wir den Postempfängern eine zentrale Plattform, mit der sie entscheiden, von welchem Absender sie welche Sendungen physisch oder digital erhalten wollen.
Franz Huber, wofür steht die Vision aus Ihrer Perspektive als Leiter des Bereichs Poststellen und Verkauf?
Franz Huber: Für uns stehen die Kundinnen und Kunden im Mittelpunkt. Sie erwarten heute, dass die Post zu ihnen kommt, nicht umgekehrt. Wir haben in den letzten Jahren orts- und zeitunabhängige Dienstleistungen entwickelt. Wir wollen ihnen ganz einfach das Leben erleichtern: My Post 24-Automaten gehören genauso dazu wie die SMS-Briefmarke, das Mobile Banking oder der Hausservice.
Was bedeutet die Vision «Einfach mit System» für das Poststellennetz der Zukunft?
Ein physischer Verkaufspunkt bleibt physisch, auch in Zukunft. Aber wir können den Verkaufspunkt aufwerten und mit zusätzlichen Inhalten füllen, indem er in der Kette vielseitiger Angebote zur Drehscheibe wird. Wir werden das Netz der Post mit vielfältigen Kundenzugangspunkten künftig umfassender verstehen und weiterentwickeln: Es beinhaltet neben Poststellen, Agenturen und dem Hausservice auch Paketautomaten, PickPost-Stellen, Filialen von PostFinance, Briefeinwürfe und Onlinezugänge.
Jörg Vollmer, wie lebt Swiss Post Solutions die neue Vision?
Jörg Vollmer: Unsere gemeinsame Vision «Einfach mit System» ist für uns ein sehr natürlicher und integraler Bestandteil unserer Kernprozesse. Wesentlich ist, dass sie unsere Kundinnen und Kunden in den Mittelpunkt stellt. Sind sie zufrieden, verlängern sie Verträge und empfehlen uns weiter. Diese Kundenorientierung ist für die rund 7700 Mitarbeitenden von Swiss Post Solutions in über 20 Ländern auch zukünftig verbindlicher Massstab. Dabei verbinden wir im Dokumentenmanagement die physische mit der digitalen Welt.
Die physische und die digitale Welt miteinander verknüpfen: Gehört das für Swiss Post Solutions nicht ohnehin zum Tagesgeschäft?
Unsere Kundinnen und Kunden stehen in ihren Kerngeschäften und angesichts der digitalen Transformation enormen Herausforderungen gegenüber. Neue Möglichkeiten wie papierlose Büros, neueste Verfahren zur Automatisierung von Geschäftsabläufen oder Datenanalysen können oftmals noch nicht optimal genutzt werden. Da können wir helfen! Wir verbinden mit unseren Lösungen die physische und die digitale Welt. Damit vereinfachen wir unseren Kundinnen und Kunden das Handeln in einem komplexen Umfeld und verhelfen ihnen zu mehr Effizienz und Freiräumen, damit sie sich noch mehr auf ihre Endkunden und wertschöpfende Tätigkeiten konzentrieren können.
Dieter Bambauer, Sie sind mit PostLogistics der Haupttreiber in Sachen E-Commerce. «Einfach mit System» – was kann das für Ihren Bereich bedeuten?
Dieter Bambauer: Ein System besteht aus verschiedenen Komponenten, die sich perfekt ergänzen und fehlerfrei zusammenspielen. Bei uns sind dies die Dienstleistungen und Angebote. Sinnvoll kombiniert, bieten sie den Kundinnen und Kunden einen Mehrwert: Onlinehändlern bietet die Post zum Beispiel ein Kundenlogin an, das ihnen das Adressmanagement abnimmt. Empfängerkunden können sich damit in diversen Onlineshops anmelden und müssen ihre Logindaten und Lieferadressen nur einmal erfassen. Zudem führt die Post 2016 die individuelle Steuerung von Paketen und eingeschriebenen Briefen ein.
Haben Sie die Vision im E-Commerce nicht schon erreicht?
Es gibt keinen Grund, sich zurückzulehnen. Auch wenn E-Commerce eines der ersten Beispiele ist, das die Idee dieser Vision veranschaulicht, stehen wir auch hier am Anfang, den Systemgedanken nach aussen zu tragen und für die Kundinnen und Kunden spürbar zu machen. Und genau dies ist die Ambition dieser Vision: neben den tragenden Produkten zunehmend auch als Anbieterin von Systemlösungen am Markt aufzutreten.
Wie sieht es bei PostAuto aus, Daniel Landolf? Können dort Geschäfte und Kundenlösungen noch einfacher als bisher gestaltet werden?
Daniel Landolf: Diese Frage stellen wir uns bei allen Kundenlösungen! Einfachheit hat für PostAuto von jeher eine hohe Priorität: Denn wer will nicht möglichst unkompliziert von A nach B reisen? Doch hinter den für unsere Fahrgäste einfachen Dienstleistungen stecken meist komplexe Prozesse, die wir laufend weiterentwickeln.
Das Mobilitätsbedürfnis nimmt stetig zu, die Erwartungen der Fahrgäste steigen, der Konkurrenzdruck wächst: Wie kann die Vision PostAuto dabei unterstützen, diese Herausforderungen zu meistern?
Uns ist klar, dass PostAuto mehr bieten muss, als einfach Personen von A nach B zu transportieren. Das «Produkt» ist nämlich nicht eine einzelne Linie, sondern eine ganze Reise, die oft über verschiedene Transportmittel führt. Es muss also immer die Mobilitätskette als Ganzes betrachtet werden. Deshalb bieten wir neu auch Lösungen wie das Bikesharingangebot PubliBike oder in einzelnen Regionen das Mitfahrnetzwerk PubliRide an. Mit dem Test von autonomen Bussen möchten wir herausfinden, wie und wo diese intelligenten Fahrzeuge und neuen Formen der Mobilität zum Einsatz kommen könnten, sei es in Gebieten, die derzeit vom öffentlichen Verkehr nicht bedient werden, oder in überlasteten Städten mit einem neuen City-Konzept. Bei allem, was wir tun, wollen wir es unseren Fahrgästen möglichst einfach machen: zum Beispiel mit der Möglichkeit, per SMS ein Busticket zu erwerben, oder durch E-Ticket-Systeme wie «Check in, Be out», bei dem die Fahrt automatisch über WLAN und Smartphone berechnet wird.
Hansruedi Köng, was bedeutet Einfachheit für PostFinance?
Hansruedi Köng: Wir wollen unseren Kundinnen und Kunden den Umgang mit Geld so einfach wie möglich machen. Dadurch soll jeder Kontakt mit PostFinance zu einem positiven Kundenerlebnis führen. Für unsere Kundschaft einfach zu sein, heisst aber nicht automatisch, dass dadurch auch unsere internen Prozesse einfach sind. Daran müssen wir arbeiten.
Wie machen Sie es den Kundinnen und Kunden von PostFinance einfach?
Mit Lösungen, die wir konsequent auf ihre Bedürfnisse ausrichten. Ein Beispiel ist das neue E-Finance mit seiner übersichtlichen Oberfläche, das sich noch intuitiver bedienen lässt. Oder der Expressbezug am Postomaten: Mit nur einem Knopfdruck kann der Kunde seine bevorzugte Summe Bargeld beziehen. Oder TWINT, das digitale Portemonnaie, mit dem PostFinance das Bezahlen via Smartphone möglich macht.
Pascal Koradi, hat die Vision auch eine Bedeutung für Sie als Leiter Finanzen?
Pascal Koradi: Die Konzernspitze hat mit der neuen Vision den strategischen Leitstern neu festgelegt. Die Ausrichtung ist ambitioniert: Die Post führt marktbezogene, komplexe Systeme, die für ihre Kundinnen und Kunden einfach und nutzenstiftend sind. In der Managementfunktion Finanzen ist es unsere Aufgabe, auf dem eingeschlagenen Weg die «Führbarkeit» des Gesamtkonzerns zu sichern.
Wie geht es nun weiter?
Die Vision ist in marktbezogenen Leitbildern für die geschäftsführenden Bereiche konkretisiert worden. Auf dieser Basis wird der Bereich Finanzen die daraus abzuleitende Strategie überarbeiten. Die Optimierung der Reporting- und Steuerungssysteme zur Erhebung, Auswertung und Aggregierung von relevanten Daten über den Konzern hinweg hat dabei hohe Priorität.
Yves-André Jeandupeux, Sie stehen als HR-Verantwortlicher unter anderem vor der Herausforderung, die Mitarbeitenden fit für die Zukunft zu machen. Bringt die neue Vision Sie hier weiter?
Yves-André Jeandupeux: Die neue Arbeitswelt muss für und mit den Mitarbeitenden so gestaltet werden, dass ihnen Systeme zur Verfügung stehen, die ein effizientes Arbeiten erlauben und zugleich motivierend sind. Ein gutes Beispiel dafür ist PostConnect, unsere interne Onlinekollaborationsplattform. Sie vereinfacht den Austausch und die Zusammenarbeit. Und wir befassen uns mit Fragen wie: Wie rekrutieren und binden wir die Mitarbeitenden, die wir brauchen, um die Vision der Post umzusetzen? Was heisst das für die Führungskräfte? Dafür entwickeln wir aktuell den sogenannten Leadership-Kompass.
Die einzelnen Bereiche der Post arbeiten mit den Grundsätzen der Führung und Zusammenarbeit, mit Leitbildern – und mit der neuen Vision. Wie sorgen Sie als Leiter Personal dafür, dass all dies sich gegenseitig ergänzt?
Wir haben sicher Potenzial, dies noch zu vereinfachen. Vision, Leitbilder, Strategien und Grundsätze sind wichtige Instrumente sowohl zur Steuerung der Post als auch zu deren Kulturentwicklung. Wir müssen schneller und beweglicher werden. Das erfordert dazu befähigte Mitarbeitende und eine entsprechende Unternehmenskultur, die Innovation begünstigt und Fehler zulässt, um aus diesen zu lernen und das nächste Mal erfolgreich zu sein.
Künftig wollen wir unsere Kundinnen und Kunden mit noch einfacheren Dienstleistungen überraschen.
Ulrich Hurni,
Leiter PostMail
Der Kunde erwartet, dass die Post zu ihm kommt.
Franz Huber,
Leiter Poststellen und Verkauf
Die Vision ist integraler Bestandteil unserer Kernprozesse.
Jörg Vollmer,
Leiter Swiss Post Solutions
Produkte und Dienstleistungen bündeln wir zu Systemlösungen.
Dieter Bambauer,
Leiter PostLogistics
PostAuto muss mehr bieten, als einfach Personen von A nach B zu transportieren.
Daniel Landolf,
Leiter PostAuto
Es ist nicht einfach, einfach zu sein.
Hansruedi Köng,
Vorsitzender der Geschäftsleitung PostFinance AG
Im Bereich Finanzen sichern wir die Führbarkeit des Gesamtkonzerns.
Pascal Koradi,
Leiter Finanzen
Wir müssen schneller und beweglicher werden.
Yves-André Jeandupeux,
Leiter Personal