Wachstums- und Entwicklungsschwerpunkt E-Commerce

Die Post führt Firmen durchs World Wide Warenhaus

Dieter BambauerLeiter PostLogistics und Mitglied der Konzernleitung

Der Schweizer Onlinehandel wächst stark. Was bedeutet das für die Post?

In erster Linie wächst dadurch die Paketmenge. Damit wir diese weiterhin rasch und zuverlässig verarbeiten können, müssen wir investieren. Wir bauen bis Ende 2020 drei zusätzliche regionale Paketzentren in Graubünden, im Tessin und Wallis.

20 Prozent des Schweizer E-Commerce-Umsatzes fliessen ins Ausland. Wie beurteilen Sie diesen Trend?

Ausländische Händler erkennen zunehmend, dass der Zoll keine Hürde ist, wenn sie eine kompetente Partnerin wie die Post zur Seite haben. Gleichzeitig steigt das Vertrauen der Schweizer Kundinnen und Kunden in die Zahlungsabwicklung, die Zustellung und den Retourenprozess ausländischer Anbieter.

Bleiben Schweizer Anbieter auf der Strecke?

Man darf nicht vergessen, dass Schweizer Produkte auch für ausländische Kundinnen und Kunden sehr interessant sind. Hier besteht noch grosses Potenzial für den Onlinehandel. Die Post unterstützt Anbieter bei der digitalen Transformation, der einfachen Verzollung und der schnellen Lieferung ihrer Angebote.

Mit dem Siegeszug des Smartphones ist die Welt zum grossen Onlineshop geworden. Internetkunden bestellen mobil von überall her und zu jeder Zeit. Sie wollen ein nahtloses, einfaches Einkaufserlebnis und die Produkte möglichst sofort in den Händen halten. Die Post wandelt sich zur Servicedienstleisterin, die Händlern in der digitalen Welt zur Seite steht.

Vor fünf Jahren hat Sandra selten im Internet etwas bestellt. Heute bestellt sie mehrmals pro Woche in einem Onlineshop allerlei Alltags- und Freizeitprodukte – zunehmend über ihr Smartphone. Früher war sie zufrieden, wenn die Ware innerhalb einer Woche bei ihr eintraf. Heute will sie die Produkte möglichst schnell in den Händen halten und selbst bestimmen, wo und wie sie diese erhält. Sandra ist kein Einzelfall: Die 24-Stunden-Gesellschaft kann und will jederzeit und von überall her bestellen.

Den Wandel frühzeitig erkannt

Der Onlinehandel hat sich in den vergangenen Jahren rasant verändert: Die Post hat sich frühzeitig auf diesen Wandel ausgerichtet und die Abend-, Samstag-, Sonntags- sowie die Gleichtagszustellung eingeführt, über 90 My Post 24-Automaten aufgestellt, pick­@­home realisiert und die Möglichkeit geschaffen, angekündigte Pakete selbstständig via «Meine Sendungen» zu steuern.

Weil stationäre Händler sinkende Kundenfrequenen verzeichnen, müssen sie sich der Digitalisierung stellen. Für sie hat die Post ein Komplettangebot entwickelt: Sie berät Kunden, übernimmt die Konzeption und die Entwicklung des Onlineshops, und sie wickelt den Bestellprozess, die Bezahlung, das Lager, die Auslieferung und das Retourenmanagement ab. Der Händler kann sich derweil auf sein Kerngeschäft konzentrieren.

Die Entwicklung schreitet voran

Neue Technologien verändern die Bedürfnisse im Onlinehandel derzeit grundlegend. Ein Beispiel: Sandra will ein Sofa kaufen und kann es vor dem Einkauf dank Augmented Reality in ihre Wohnung projizieren. Dadurch verstärkt sich das Kundenerlebnis. Auch Zustellmöglichkeiten werden zusehends flexibler und schneller, etwa durch den Einsatz von Drohnen oder Lieferrobotern. Zudem lässt sich das Smartphone auch innerhalb geschlossener Gebäude als Navigationsgerät einsetzen. Anstatt über Satelliten läuft die Ortung via WLAN. Kundinnen und Kunden recherchieren im Internet und lassen sich später im Laden direkt zum gesuchten Artikel lotsen. Damit verschmelzen On- und Offlineshopping.

Die Post schafft ein Kompetenzzentrum

Die Post steckt als Partnerin des Handels mitten in der Transformation von einer Logistikerin zu einer Servicedienstleisterin. Das verlangt eine neue Denkhaltung, aber auch eine Serviceausführung, die sich immer stärker am Bedürfnis der Absender und Empfänger ausrichtet. Die Post will Händler, von Neueinsteigern bis zu Grossbetrieben, im digitalen Transformationsprozess von Beginn an kompetent beraten und begleiten. Dazu hat sie im Herbst 2017 das Competence Center Digital Commerce ins Leben gerufen. Dieses Kompetenzzentrum entwickelt für Händler individuelle Lösungen entsprechend ihrer digitalen Reife. Das Know-how erstreckt sich über aktuelle und künftige Geschäftsmodelle sowie neueste technologische Entwicklungen.