Yves-André Jeandupeux Leiter Personal, Mitglied der Konzernleitung

Müssen Mitarbeitende der Post auch in ihrer Freizeit erreichbar sein?

Nein. Bei der Post gilt der Grundsatz: «Deine Freizeit gehört dir.» Ausserhalb der Arbeitszeit sollen unsere Mitarbeitenden abschalten und sich erholen können. In Einzelfällen kann es allerdings vorkommen, dass Mitarbeitende auch nach Feierabend erreichbar sein müssen oder erreichbar sein wollen.

Wer bestimmt über diese ­Erreichbarkeit?

Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter gemeinsam mit der vor­gesetzten Person. Wir fordern die Teams auch auf, das Thema Erreichbarkeit zu diskutieren. So etwa: Was wird vom Arbeitgeber oder von anderen Teammitgliedern erwartet?

Funktioniert diese Regelung?

Ja, wir machen mit dem eigenverantwortlichen Ansatz gute Erfahrungen, weil er individuelle Lösungen erlaubt. Es sollen sowohl berufliche als auch private Bedürfnisse beachtet werden.

Arbeitssicherheit

Weniger Unfälle dank ­geteilter Erfahrung

Die Unfallzahlen bei der Post sinken. Für diesen Erfolg hat der Konzern in den letzten Jahren systematisch in die Arbeitssicherheit investiert.

«Das Sicherheitsbewusstsein hat deutlich zugenommen», stellt Rolf Piana fest. Er ist Leiter Instandhaltung bei PostMail: Seine Leute beheben Störungen in den Briefzentren – meist unter Zeitdruck. Sie greifen täglich in mechanische Anlagen, klettern auf Gerüste und müssen sich zwischen Maschinen bewegen. Wer nicht aufpasst, hat schnell einen Finger gequetscht, den Kopf gestossen oder den Fuss verstaucht.

Unfallrisiko gesunken

Um solche und schlimmere Unfälle zu vermeiden, unterhält die Post eine Sicherheitsorganisation mit Fachspezialisten und eine sogenannte­ Betriebsgruppenlösung – ein Managementsystem für die Sicherheit am Arbeitsplatz. Dieses wurde 2016 erfolgreich von der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeits­sicherheit EKAS rezertifiziert. Und es zeigt ­Wirkung: Pro 100 Mitarbeitende riskieren ­heute nur noch knapp sechs, bei der Arbeit zu verunfallen. 2011 lag dieser Wert noch bei über sieben Personen.

Auch Rolf Piana und sein Team setzen die Vorgaben aus der Betriebsgruppenlösung um. Manche Massnahme lässt sich von blossem Auge erkennen, wie die fixen Arbeitspodeste zwischen den Maschinen. Sie stehen dort, wo die Instandhalter früher auf Leitern steigen mussten. Andere Massnahmen sind noch simpler, aber genauso wirkungsvoll, so Piana: «Wir lagern Helme direkt an den Einsatzorten, an denen eine Tragepflicht herrscht.»

Aus Zwischenfällen lernen

Viele Massnahmen schlagen die Mitarbeitenden inzwischen selbst vor, denn sie wissen am besten, was man in ihrem Arbeitsalltag optimieren kann. Auch deshalb sei es zentral, die Leute überhaupt erst für Gefahren zu sensibilisieren. Dazu führen die Abteilungen zum Beispiel Kurse zusammen mit der Suva durch. Ausserdem sollen die Mitarbeitenden voneinander lernen: Alle Zwischenfälle werden in einer konzernweiten Datenbank erfasst und für andere Mitarbeitende aufbereitet – sogar wenn es sich dabei nur um einen Beinahe-Unfall handelt.